Franz Mager
Straßenbahner. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Franz Mager wurde am 2.6.1895 in Wien geboren. Er war mit Karoline verheiratet, und Vater einer Tochter, Verita. Als Soldat im 1. Weltkrieg erwarb er sich in seinen Funktionen als Zugführer und Pilot einige Verdienste. So wurde er mit zwei Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet. Ab 1928 arbeitete er bei den Wiener Verkehrsbetrieben. 1934 wurde er entlassen.
Mitglied der KPÖ, Emigration in die Sowjetunion, 18 Monate Kerker nach der Rückkehr
Ab 1930 war Franz Mager Mitglied der KPÖ. Er agierte als Funktionär der illegalen Gewerkschaft und emigrierte in die Sowjetunion. 1935 kehrte er nach Österreich zurück. Es wurde ihm die österreichische Staatsbürgerschaft entzogen. 1937 wurde Franz Mager zu 18 Monaten Kerker verurteil und 1938 per Gnadenakt wieder als Straßenbahner eingestellt.
Soldat im 2. Weltkrieg, Widerstand, Verhaftung, Todesurteil, Hinrichtung
Im August 1939 rückte Franz Mager ein. Im Juni 1940 kehrte er von der Front zurück. Er betätigte sich im kommunistischen Widerstand.
Am 16.3.1941 wurde Franz Mager verhaftet. Er geriet zunächst in Untersuchungshaft. Am 23.11.1942 wurde über ihn das Todesurteil verhängt. Am 26.2.1943 wurde Franz Mager im Landesgericht I in Wien hingerichtet.
Aus dem Urteil
„Der Senat ist so zu der Überzeugung gekommen, dass der Angeklagte als ein alter Marxist und Kommunist die Gelegenheit ergriffen hat, die Bestrebungen der kommunistischen Partei zu fördern; er hat es nur aus Vorsicht wegen seiner Vorstrafen und, da er als Kommunist bekannt war, unterlassen, selbst eine führende Stelle zu übernehmen. Er war aber bereit, aus dem Hintergrund das Treiben der Anderen zu unterstützen. [...] Der Angeklagte ist ein gefährlicher und verbissener Kommunist, der trotz seiner beiden Vorstrafen zu einer weiteren Betätigung einsatzbereit gewesen ist und sich auch zum Einsatz hergegeben hat. Er hat als Verbindungsmann zu Spitzenfunktionären und durch Schaffung weiterer Verbindungen eine Arbeit geleistet, ohne die eine illegale Tätigkeit nicht durchführbar ist. Er wusste überdies, dass seine Arbeit dem Ausbau der illegalen Organisation in dem Betriebe der Wiener Straßenbahn dienen sollte, somit in einem Betriebe, dessen reibungsloses Arbeiten im Besonderen Interesse des Staates liegt und von der Zuverlässigkeit seiner Gefolgschaft abhängig ist. Er hat sich als unversöhnlicher Gegner des Reiches erwiesen, dem er in der schweren Zeit in den Rücken gefallen ist. Er muss deshalb ausgemerzt werden.“
Auszüge aus dem Kassiber an seine Frau Karoline vom 17.1.1943
„Innigst geliebte Karla! Mit furchtbarer Schnelligkeit zerrinnt die kurze Frist, die mir als so genannte Gnadenfrist noch bis zur Vollstreckung des Todesurteils gegeben ist. Da auf eine Begnadigung nicht zu rechnen ist und nach den bisherigen Erfahrungen auch mit einer Revision des ungerecht harten Urteils nicht zu rechnen ist, muss ich mit dem Leben abschließen und will dir auf diesen Blättern über meine letzten Gedanken und Wünsche berichten. Ich werde sie in eine Matratze einnähen und hoffe, dass sie ein redlicher, freundlicher Mensch findet und sie so wohlbehalten, wenn auch verspätet, in deine lieben Hände gelangen werden. Schmerzerfüllt, aber nach außen verhalten, habe ich am 17.3.1941, also vor fast drei Jahren, von dir und Veri, von unserem bescheidenen, trauten Heim Abschied genommen, ohne zu ahnen, dass ich diesen Ort, wo wir so viele glückliche Stunden verlebt haben, nicht mehr sehen werde. Im Bewusstsein meiner geringen Schuld habe ich mit einer längeren Anhaltung, aber nicht mit einem so furchtbaren Ausgang gerechnet. Die ungerecht harte Strafe ist nur aus einer Verkettung höchst unglückseliger Umstände zu erklären. Dir brauche ich ja nicht zu erklären, dass ich in dem Sinn der gegen mich erhobenen Anklage vollkommen unschuldig bin. Meine tatsächliche Verfehlung liegt einzig und allein darin, dass ich kommunistische Funktionäre und Berufskollegen, mit denen ich ohne meine Absicht in Verbindung gekommen bin, nicht angezeigt habe, und diese Verbindung ausnützen wollte, um einigen armen, durch ihre Gegnerschaft aber unbewusst ins Elend gekommenen Berufskollegen eine Unterstützung zu verschaffen..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1158. Wiener Stern Verlag 2016
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten", Band 3
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien